Habitatnutzung

Der Wolf in der Kulturlandschaft

In der intensiv genutzten Kulturlandschaft Mitteleuropas findet der Wolf ein Mosaik unterschiedlicher Habitate und mit unterschiedlichen Landnutzungstypen vor. Ursprünglich wurde die Annahme verfolgt, Wölfe würden ruhige und nahezu unberührte Wildnis als Lebensraum bevorzugen. Die Erkenntnisse aus mehr als 20 Jahren Wolfsmonitoring in Deutschland haben klar das Gegenteil bewiesen: Wölfe sind sehr anpassungsfähig und kommen gut mit der hiesigen Kulturlandschaft zurecht. Die rasche Ausbreitung, sowie das starke Populationswachstum sind weitere Indizien dafür, dass die ökologischen Grundvoraussetzungen für eine flächendeckende Wiederbesiedlung gegeben sind. In Niedersachsen werden nahezu alle Lebensraumtypen von territorialen Wölfen besiedelt. Dieser Umstand birgt allerdings auch ein hohes Konfliktpotential: die durch die hohe Anpassungsfähigkeit des Wolfs resultierende geringe Distanz zum Menschen und insbesondere zu seinen Nutztieren, bringt sozio-ökonomische Interessen des Menschen, insbesondere der Landbevölkerung in Gefahr.

In Niedersachsen hat die Analyse von knapp 18.000 Wolfsnachweisen ergeben, dass Wölfe zu 53,95 % auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nachgewiesen wurden. In Wäldern und naturnahen Flächen erfolgten 39,73 % der Nachweise. Bebaute Gebiete sind mit 3,9 %, Feuchtflächen mit 2,03 % und Wasserflächen mit 0,39 % vertreten. Diese Untersuchung wurde auf Basis der offiziellen Monitoringdaten, sowie Landnutzungskartierung Corine Landcover der Europäischen union (© European Union, Copernicus Land Monitoring Service 2018, European Environment Agency (EEA)) durchgeführt.

Habitatnutzung im Detail

CLC-Code

Landnutzungsform

Anteil Nachweise

111

Durchgängig städtische Prägung

0,014 %

112

Nicht durchgängig städtische Prägung

3,0748 %

121

Industrie/Gewerbeflächen

0,3385 %

122

Straßen/Eisenbahnnetze, funktionell zugeordnete Flächen

0,0116 %

124

Flughäfen

0,0045 %

131

Abbauflächen, Deponien, Baustellen

0,0753 %

132

Deponien, Abraumhalden

0,0775 %

133

Baustellen

0,0047 %

141

Städtische Grünflächen

0,0064 %

142

Sport/Freizeitanlagen

0,2891 %

211

Nicht bewässertes Ackerland

35,8649 %

222

Obst/Beerenobstbestände

0,0247 %

231

Wiesen und Weiden

17,9426 %

242

Komplexe Parzellenstruktur

0,0494 %

243

Landwirtschaftlich genutztes Land mit Flächen natürlicher Vegetation von signifikanter Größe

0,0689 %

311

Laubwälder

4,0882 %

312

Nadelwälder

30,1405 %

313

Mischwälder

2,5689 %

321

Natürliches Grünland

0,5456 %

322

Heiden und Moorheiden

2,1596 %

324

Wald/Strauch Übergangsstadien

0,2221 %

333

Flächen mit spärlicher Vegetation

0,0071 %

411

Sümpfe

0,018 %

412

Torfmoore

1,9913 %

421

Salzwiesen

0,0182 %

423

In der Gezeitenzone liegende Flächen

0,0017 %

511

Gewässerläufe

0,0779 %

512

Wasserflächen

0,2887 %

522

Mündungsgebiete

0,0253 %

Distanz zum Menschen

In einem weiteren Schritt wurde die Distanz der erfolgten Wolfsnachweise zu den am nächsten gelegenen bebauten Flächen ermittelt. Die Untersuchung ergab, dass 630 Nachweise in einem Abstand von unter 100 Meter zu nächsten bebauten Gebiet entstanden sind. In einem Abstand von 101 bis 500 Meter waren es 763 Nachweise. Zwischen 501 und 1000 Metern waren es 1286 Ereignisse. Die meisten Nachweise enstanden in einem Abstand von 1000 bis 4000 Metern, ab 5000 Meter nimmt die Anzahl an Nachweisen stark ab - dies hängt allerdings damit zusammen, dass es kaum noch Gebiete gibt, die weiter als 5000 Meter vom nächsten Siedlungsraum entfernt sind.

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